Mein Erlebnis bei der Entenjagd
Es versteht sich fast von selbst, dass ein Mensch meines Schlages gerne zur Jagd geht. Und so geschah es eines Morgens, dass ich aus meinem Fenster blickte und auf dem Teich vor dem Haus eine ganz Schar Wildenten entdeckte, die meinen Jagdinstinkt sofort heraufbeschworen. Was aber sollte ich tun: Wenn ich eine Ente schoss, dann würden die anderen zwangsläufig das Weite suchen. Da kam mir eine Idee: Ich nahm eine sehr lange Schnur und fädelte ein Stück Schinkenspeck auf, das ich mir vom Frühstück aufgehoben hatte.
Nun ging ich nach unten, versteckte mich im Schilf und warf die mit dem Leckerbissen versehene Schnur aus. Schon sah die erste Ente den Speck und schluckte ihn begierig herunter. Es dauerte aber gar nicht lange, da kam der Speck samt Faden hinten wieder heraus, denn er war glatt und schlüpfrig und wollte so gar nicht im Magen der Ente bleiben. Dies genau war mein Glück!
Denn schon stürzte sich die nächste Ente auf den leckeren Brocken und verschlang ihn. Und auch sie schied ihn mitsamt dem Faden wieder aus. So ging es weiter, bis diese Köstlichkeit schließlich durch alle Entenmägen gewandert war. Weil der Speck aber an einem Faden befestigt war, hing meine Jagdbeute nun fein aufgefädelt an besagter Schnur. Ich zog die Enten aus dem Wasser, band mir den Faden um den Körper und ging nach Hause.
Doch mit jedem Schritt wurden mir die Tiere schwer und schwerer. Auch den Enten schien die Lage nicht zu gefallen, denn plötzlich begannen sie aufgeregt mit den Flügeln zu schlagen und ehe ich mich versah, erhob ich mich mit ihnen in die Lüfte. Das war eine Reise kann ich euch sagen!
Natürlich wollten die Enten zurück auf den See. Mit meiner weiten Jacke aber gelang es mir, dem Flug die richtige Richtung zu geben und so steuerten wir geradewegs auf meine Behausung zurück. Wie aber sollte ich die Enten nun zur Landung bringen? Ich überlegte lange, doch es blieb mir nichts anderes übrig, als einer Ente nach der anderen den Hals umzudrehen. Immer niedriger sanken wir aus den Lüften herab. Mit dem letzten Tier kam ich gerade noch über dem Schornstein meines Hauses an, glitt schließlich sachte durch den Schlot hinunter und – siehe da – landete mit meiner nun endgültig erlegten Jagdbeute mitten auf dem Herd unseres Kochs.
Gott sei Dank hatte er das Feuer im Ofen noch nicht entzündet, denn sonst hätte es statt Entenbrust wohl gerösteten Münchhausen gegeben!
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